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10 SONGS BY TRAVIS

Alte Zuneigung rostet nicht…ein nostalgischer Ausflug in beste Britpop Zeiten

 

Travis war eine jener vielen Bands, die Ende der 90er Jahre in der Hochblüte des Britpop Revivals plötzlich auf der Bildfläche erschienen sind und uns mit ihren verträumten Melodien und berührendem Gitarrenpop sehr bewegt hatten. Selbst der große Coldplay Mastermind Chris Martin war ein früher Fan und sieht seine so erfolgreiche Band stark von Travis beeinflußt.

 

Sie hatten sogar meinem manchmal sehr gedankenverlorenen Vater ein unvermutetes Lächeln abgerungen, als ich einmal völlig spontan plötzlich „why does it always rain on me, was it because I lied when I was seventeen…“ melodisch zum Besten gab.
Die wie die bescheidenen, netten Nachbarn von nebenan wirkenden Schotten, mit dem herzigen Akzent, der so lustig klingt. „Luuk ait thai muun, aits thai bescht schpotlaight“ hatte Sänger Fran Healy einst bei einem frühen Frequency noch am Salzburg Ring im feinsten Dialekt verlauten lassen. Obwohl ich dies leider nicht mal live erleben konnte, erinnere ich mich heute noch daran. Habe ihre Interviews geliebt, als es noch echtes Musikfernsehen gab.

 

Nach dem ungestümen Debut „Good Feeling“, ihrem mit dem Brit-Award ausgezeichneten Meisterwerk „The Man Who“, mit dem sie den Durchbruch schafften und das nach eigenen Angaben selbst den hartgesottenen älteren Gallagher heftig zu Tränen rührte, sowie dem noch ganz passablen „The Invisible Band“, wurde es wieder etwas ruhiger um die Combo. Längere Pausen zwischen den Veröffentlichungen und weit weniger Aufmerksamkeit folgten, ohne je aufzugeben. Auch ich habe sie dann etwas aus den Augen verloren und waren sie wohl längst nicht mehr am Schirm aller Indie-Fans.

 

Doch mit ihrem bereits neunten Studio-Album mit dem schlichten Titel „10 Songs“, haben sie sich nach einiger Zeit eindrucksvoll zurück gemeldet und neuerlich meine Aufmerksamkeit erregt. Klar fehlt hierbei der Überraschungseffekt und Zauber von früher, aber es ist ein klarer Schritt zu alter Stärke. Zurück zum Ursprung ihrer besten Musik, und einem durchaus gelungenen und homogenen Werk, mit dem sie es kurzzeitig immerhin auf Platz 5 der UK Charts geschafft haben. Aus dem das zauberhafte „A Million Hearts“, das sehnsüchtige „Kissing in the Wind“ und das romantische „Waving at the Window“ als beste Songs noch etwas hervorstechen. Mit denen die ganze Platte eigentlich auch schon erklärt ist. Von vorwiegend eingängigen Poptunes und rührseligen Balladen, dazu den einen oder anderen Ausreißer, wie das einzig rockige „Valentine“, ist alles dabei das ein echtes Britpop Herz begehrt. Die den alten Travis Songs auch fast um nichts nachstehen. Das herzerwärmend gespielte Piano und/oder die gefühlvolle Akustikgitarre veredeln beinahe jeden Song, wie die zarte Nougat Schicht über einer herrlichen Karamel-Eiscreme. Healys schmeichelweicher Gesang im Paket inbegriffen. So schön können melancholische Liebeslieder sein.

 

Auch für Zeilen wie „You are the record in the record shop nobody wants to buy“ beim zuckersüßen „The only thing“ im Duett mit Susanna Hoffs von den guten alten Bangles, lohnt es sich das anzuhören. Oder klare Ansagen wie „This is no rehearsal this is the take“ und „I saw a ghost in the mirror coming nearer“, als zutreffende Selbsterkenntnis. Der Geist der Vergangenheit, Fluch und Segen zugleich. In diesem Falle überwiegt eindeutig Zweiteres. Ich mag die Platte und kann sie wirklich nur empfehlen. Vermutlich kein großer Fußabdruck in den dicken Büchern der Musikgeschichte, aber ein starkes Lebenszeichen einer Band, mit der man sich einfach dennoch immer verbunden fühlt. Und vor allem schöner, nostalgischer Ausflug in die Hochblüte unseres geliebten Britpops.

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