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FIXE GRÖSSEN IN MEINEM MUSIK UNIVERSUM

Würde Musik ein Mensch sein, dann wäre das wohl ich.
Ich habe so viel Musik in mir…immer und überall…

 

…doch bevor ich meinen Gefühlen dazu wieder einmal freien Lauf lasse, ist es mir ein Anliegen mich auf diesem Wege für das viele sehr schöne und sehr besondere Feedback zu meinem letzten Eintrag über den Auftritt von The Cure am Nova Rock zu bedanken. Auch wenn sich viele Menschen schwer tun es zuzugeben, positives Feedback tut immer gut, bereitet viel Freude und schöne Gefühle und motiviert stets aufs Neue, unabhängig davon worum es geht und in jeder Lebenslage. So nette Sachen durfte ich lesen. Und wenn ich unlängst auf einem Fußballplatz anlässlich eines Benefiz Legendenspiels eintreffe und jemand auf mich zukommt und mich anspricht, aber nicht mit „du bist doch der Michi Hatz von Rapid“, was auch immer sehr nett und wertschätzend ist, sondern „Hej, du bist doch Indie Kid und ich mag deinen coolen Blog“, dann freut mich das gerade fast noch mehr. Auch dass mich zunehmend Plattenlabels oder Bands anschreiben und mich mit Infos ihrer Arbeiten versorgen. Sogar eine in Brooklyn lebende österreichische Producerin ist auf den Blog aufmerksam geworden und hat mich sehr nett angefunkt. Proud. Und wenn mir Menschen sagen, dass ich sie mit meinen Worten über Musik berühre, dann ist das sowieso das Schönste...

Zurück zum aktuellen Geschehen. Meine geliebte Indie-Pop und Rock Szene ist ja in den letzten Jahren doch etwas zurückgedrängt worden. Die Zeiten haben sich gewandelt und sind leider vorbei, als permanent neue Platten den Markt erobert und uns erfreut haben. Junge, wilde, rotzfreche Bands mit erfrischender Musik in konstanter Regelmäßigkeit auf den Plan getreten sind, sodass man manchmal schon fast nicht mehr nachgekommen ist. Leider vorbei. So muss man heute schon intensiver nach neuen Besonderheiten suchen…

…oder auf Bewährtes vertrauen, hoffen, zurückkommen, wie das zuletzt beschriebene nostalgische Cure Live Erlebnis. Oder die neue formidable und zwingende Interpol Single „The Weekend“ und auch das mich irgendwie sehr bewegende „Barricades“ meiner Editors, wobei die dazu erschienene Platte mit elektronischen Alternativ-Versionen des Vorgängers, die nicht annähernd an die Originale heranreichen, wenig Begeisterung in mir auslösen konnte. Auch ein Ausflug in andere Musikgenres, da mich die hypnotischen Beats des Wiener Elektro Produzentenduos HVOB zuletzt sehr vereinnahmt haben. Dazu das noch vor dem tragischen Tod von Sängerin Dolores O’Riordon produzierte und nun posthum erschienene und vermutlich letzte Album der Cranberries, mit einigen, auch aufgrund des Hintergrundes ans Herz rührenden Nummern. Dass sich zudem einer meiner ewigen Helden Morrissey mit der „California Son“ Veröffentlichung, mit lauter Cover Versionen alter englischer Schnulzen und Schlager, die er zwar stimmlich und gesanglich sehr gekonnt intoniert, aber die Songs an sich weniger überzeugen, wieder zu Wort gemeldet hat, konnte mein hungriges Musikherz leider ebenso nicht befriedigen.

Dazu erfreut mich noch FM4 mit so manchen selbst auserwählten, eingängigen Liedern, die aber auch schon fast in Ö3-Manier in Dauerschleifen rauf und runter gespielt werden, ohne der restlosen Überzeugung, dass es sich auch lohnt mich der ganzen Platte dahinter intensiver zu widmen.

So ist es auch gut, dass dem gegenüber und in eigentlich gegensätzlicher Entwicklung die österreichische Indie Szene blüht und gedeiht und stets neue gute Musikstücke in die Rillen der Tonträger zeichnet. Viele neue und sehr gute Projekte entstehen. Als brandaktuellen Geheimtipp kommt mir da gleich Lou Asril in den Sinn. Auch auf die neue Wanda Platte freue ich mich schon sehr. Ich mag diese Band einfach.

Und in Zeiten wie diesen ist es dann natürlich wenig verwunderlich, dass ich mich gierig auf das neue Album „I Am Easy To Find“ von The National stürze. Die beiden sehr starken Singles haben richtig Appetit gemacht, der dann jedoch nicht ganz gestillt werden konnte. The National ist eine dieser fixen und verlässlichen Größen für mich. Eine ganz besondere Band, eine ganz besondere Musik und ein ganz besonderer Sänger. Die ich komischerweise erst spät entdeckt hatte und bis heute nicht weiß, warum ich sie ursprünglich übersehen konnte. Meinen lieben Musikfreunden sei Dank, dass ich irgendwann dieses bedauerliche Malheur schnell korrigieren durfte. Und seit ich die ersten Lieder von ihnen gehört habe, verehre ich diese Amerikaner, die englischer klingen können als so manche Engländer. Eine Stimmung mit ihrer Musik und ihren Songs erzeugen, die sehr tief geht und sich dort richtig ausbreitet. Die sich ganz klar abheben von der Masse. Die ein ganz eigener und spezieller Zauber umgibt.

Eineinhalb Jahre nach der letzten durchaus gelungenen Veröffentlichung „Sleep Well Beast“, die übrigens Anlass für einen meiner ersten Blog Einträge hier war, haben sie wieder ein neues Werk fertiggestellt und dies im Zusammenhang mit einem gleichnamigen 24-minütigen Kurzfilm von Mike Mills. Vorweg, es ist wieder eine Platte im typischen National-Stil geworden. Elegisch getragene Grundstimmung. Wunderbare Instrumentalisierung mit eindringlichen Schlagzeug. Geprägt vom Piano und auch immer wieder Streichern als Zusatz, schöne Gitarren sowieso und ungewöhnliche Synthieklänge und -folgen beigemischt. Und im Zentrum wie immer die wundervolle Stimme von Sänger Matt Berninger, die einen so umarmt und streichelt, und von der man einfach nicht genug bekommen kann. Betörend. Beseelend. Gefühlvoll. Intensiv. Leidenschaftlich.

Einzige Innovation beim neuen Album sind vielen Gastsänger, die sich die Band ins Studio geladen hat und die einigen Songs durchaus sehr wohl tun und erfrischen. Eine neue Note reinbringen und teilweise auch durchaus richtig aufwerten. Die u.a. wunderbaren Sharon van Etten, Lisa Hannigan oder Kate Stables sind eine echte Bereicherung.

Das wunderschöne und verträumte „Oblivions“ zum Beispiel mit Co-Sängerin Mina Tindle, das romantisch durch die Luft schwebt und mit einem engelsgleichen Gesang zu Ende träumt. Matt Berninger schreibt ja übrigens viele seiner Texte gemeinsam mit seiner Ehefrau, auch um eigene Probleme in der Beziehung aufzuarbeiten, wie ich einmal vernommen habe. Sehr interessanter Ansatz und schöne Vorstellung gemeinsam Songzeilen zu kreieren, mit einem vertrauten Menschen, für den man viel empfindet.

Alles in allem eine gewohnt sehr melancholische Stimmung, die bei The National nicht ungewöhnlich und uns fremd ist. Viele ruhige und langsame Balladen, wie „Roman Holiday“ bei denen die Drum Sticks die gespannte Oberfläche nur milde bearbeiten, Piano, Streicher und Gitarren zurückhaltend im Hintergrund, den sanften, gefühlvoll getragenen Gesang untermalen.

Oder „Not In Kansas“ eine ewig lange, klassisch amerikanische Road Trip Ballade, die immer wieder von Neuem zu beginnen scheint und fast sieben Minuten vor sich hin erzählt, ohne große Höhepunkte oder Wendungen. Noch getoppt vom darauffolgenden ebenso langen noch softeren „So Far So Fast“. Schön und angenehm, gut zum Runterkommen, aber trotzdem etwas zu lange geraten und Übergebühr ausgereizt. Dass dazu auch noch einige Fragmente eines wie aus einer konservativen Südstaaten Kirche stammenden Chors, die nicht mehr als einige nicht ganz passende Füller bedeuten, beimengen, lässt die Tracklist auf nicht notwendigerweise 16 Stücke aufblasen. Die Platte hat schon Längen und hätte da und dort durchaus auch etwas eingekürzt werden können.

Durchbrochen wird dieser Gesamteindruck nur selten mit flotteren Stücken wie beispielsweise „Where Is Her Head“, mit dem aufgeregten Schlagzeug- und Streicher- Stakkato, das zu gefallen weiß und gierig angenommen wird, in diesem ruhigen Konzept noch mehr.

Und natürlich durch die beiden ausgezeichneten Singles, denen es dieses Mal vorbehalten ist diese Platte entscheidend zu heben. In „You Had Your Soul With You“ schrammeln die Synthesizer wild und ungezähmt und kämpfen mit dem Sänger im Zusammenspiel mit seinem Gast abwechselnd um die Vorherrschaft in diesem Lied. Einmal wild durcheinander und ineinader tobend, dann wieder sanft beruhigend. Sehr interessant und ungewöhnlich. Schöne Stimmen und Stimmung.

Und der absolut beste Track „Rylan“, der alles hat, was es zu einem großartigen und bleibenden Hör-Erlebnis braucht. Das ist alles drinnen- super Gesang, alle Instrumente, die sie aufzubieten haben, vom Schlagzeug bis zum Piano, Stimmung, Drive, Atmosphäre, Rhythmus, Bewegung und vieles mehr. Geht unter die Haut. Ganz feiner Song, den ich nicht genug hören kann…

Täuscht aber nicht darüber hinweg, dass dieses Album nicht zu den stärksten dieser außergewöhnlichen Band zählt und sie schon weit mehr anzubieten hatten. Bleibt nur zu hoffen, dass sie uns das nächste Mal wieder mehr mitreißen und zu begeistern vermögen. Und noch mehr, dass sie uns bald wieder besuchen. Denn live ist diese Gruppe einfach eine lebende Garantie. Konzerte können sie. Mit absoluter Sicherheit. Schon einige Mal selber erlebt und stets beeindruckt.

In der Zwischenzeit werde ich weiter auf der Suche bleiben, neugierig und gespannt, zuversichtlich und mich weiter an der Musik erfreuen, an alten Klassikern, neu entdeckten Songs, an allem was mich berührt und meinem melodie-seeligen Kopf und Herzen Freude bereitet...und wenn es nur Lieder wie „Mr.Brightside“ oder „Bitter Sweet Symphony“ sind, die wieder einmal in einer ausgelassenen, fröhlichen und unbeschwerten Nacht herhalten müssen…

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