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AUSTRIAN INDIE CORNER - HIGHLY RECOMMENDED

Aktuelles aus der großartigen heimischen Indie Szene

Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, aber man kann es halt nicht oft genug sagen. Es gibt so viel wunderbare (Indie-)Musik aus Österreich. Ich schätze das so sehr. Und ich höre es sehr gerne. Immer mehr. Und es wird auch immer mehr. Macht einfach Spaß und stehe dazu. Das ist weit mehr als purer Patriotismus.

Auch live Konzerte sind immer wieder ein Vergnügen. Hochwertig, kurzweilig und unterhaltsam. Meist hautnah in feinen Locations inklusive direktem Kontakt mit den jungen Musikern. Auch durchwegs gut besucht, da ich das Gefühl habe, dass diese Künstler immer mehr Menschen erreichen. Gut so. Verdient so.

Dass diese Acts ebenso zunehmend in anderen Ländern unterwegs sind und v.a. in Deutschland gebucht werden, ist ein weiterer Qualitätsbeweis und sehr positiv zu bewerten.
Zeit auch für mich, wieder ein bisschen darüber zu schreiben. Über neue Veröffentlichungen in der letzten Zeit, die mir nicht aus dem Ohr, aber sehr ans Herz gehen.

Der Nino aus Wien
Self Titled

Schon über 10 Jahre ist dieser talentierte Singer/Songwriter aus der Bundeshauptstadt, der unsere Sprache und auch Mundart und die Tradition vom heimischen Pop hochhält, bereits aktiv und hat in dieser Zeit schon sagenhafte 10 Alben produziert. Die aktuelle Veröffentlichung ist wohl sein bislang bestes Album. Da steckt so viel drinnen. So viel Verschiedenes. So viel Gutes. „Jukebox“ ist ein herrliches Wienerlied im Drehorgel Rhythmus direkt vom fröhlichen Rummelplatz.
Von den flotten „Lola“ und „Unterwegs“, den hochpoetischen, wundervollen und sehr berührenden Balladen „Bevor du schläfst“ und „Nur ein trauriges Lied“, bis zur gelungenen und unpeinlichen Fußballnummer über die Leidensfähigkeit eines enttäuschten Fans oder einfach Liebeserklärungen an Wiener Stadtteile und Plätze. Und „Hände“ ist sowieso eine grandiose Single. Sehr abwechslungsreich, sehr unterhaltend. Melodisch und eingängig. Stimmig instrumentiert. Und dann noch diese genialen Texte, die sich stets zwischen schönster Poesie und banalstem Alltag ihre Erfüllung suchen und dabei erstaunlichen Einklang finden. Das Talent zum Entertainer hat er sowieso. Habe auch bislang Ninos Lieder (vorwiegend die Hits) gerne gehört, aber diese Platte begeistert mich in ihrer Gesamtheit und Umfang sehr.

Garish
Rosen Und Applaus

Sie sind die Dinos der österreichischen Indie-Szene. Und das ist durchwegs respektvoll gemeint. Kaum eine heimische Band produziert über so eine lange Zeit, so durchgängig relevante und qualitative Musik. Das 20-Jahre Jubiläum haben sie bereits gefeiert und sie gedenken anscheinend, und zum Glück, nicht damit aufzuhören oder auseinander zu gehen. Eine fixe Konstante in unserem kleinen Kosmos hierzulande. Bemerkenswert und lobenswert. Respekt und Anerkennung.
Fast seit Anbeginn verfolge ich diese Musiker aus dem schönen Burgenland. Seit ich das erste Mal das verträumte und romantische „Zum Mond“ gehört habe, das mich sehr berührt hat (und immer noch tut).
Nun sind sie mit einer kleinen, aber sehr feinen Werkschau „Rosen und Applaus“ aus ihrem mittlerweile reichhaltigen Repertoire auf Tour gegangen, welche sich auch auf einem Tonträger wiederfindet, der live in intimen Rahmen entstanden ist. Das angebotene Vinyl schon längst ausverkauft, musste ich mich wieder mal dem digitalen Fortschritt beugen und auf die Download Version zurückgreifen und erstehen. Kein Problem. Darauf einige ihrer besonderen Nummer in neuer, reduzierter Version. Anders, aber keineswegs weniger kräftig und ansprechend in Szene gesetzt. Inklusive eines absoluten Lieblingsliedes von mir. „Später ist egal“ von ihrem meines Erachtens besten Albums „Absender auf Achse“- ein Meisterstück und super Platte. Dass die Burgenländer gerne musizieren, hört man bei jedem Ton und Sänger Thomas Jarmer erzählt uns mit seiner seelenvollen Stimme und klugen Texten eine besondere Geschichte nach der anderen. Danke für die schöne Musik, danke für eure Ausdauer und Hartnäckigkeit!

Soap & Skin
From Gas To Solid- You Are My Friend

Sie ist mit ihrer ganz speziellen und teilweise entrückten Musik und Songs sicher nicht gleich Jedermanns (und -fraus) Sache. Sich ihr zu nähern ist auch alles andere als einfach. Sowohl beim Hören als auch beim (schriftlichen) Beurteilen. Aber wenn man die Schönheit hinter und in ihren Nummern entdeckt, dann ist das ein wunderbares Erlebnis. Sie klingt auf der dritten Platte, im Gegensatz zu den beiden Vorgängern, auch irgendwie positiver und zuversichtlicher, wenn schon nicht wirklich positiv und zuversichtlich. Dies wird vorwiegend ihrem persönlichen freudigen Ereignis, der Babypause zugeschreiben, aus dem die herzerwärmende Nummer „Italy“ entsprungen ist. Das one-woman-wonder Anja Plaschg ist nicht nur ein Multi Talent (Schauspiel, Kompositionen, etc.), sondern auch eine echte Ausnahmekünstlerin mit ihren ganz eigenen und sehr theatralischen Inszenierungen, die wie kleine Mini-Sinfonien klingen.
Und wenn ihr neues Album in der großen englischen Musikbibel „Q“ mehr als positiv und überhaupt rezensiert wird, so ist das nicht hoch genug einzuschätzen. Einfühlsame Balladen elegisch getragen durch Piano, Streicher, Blasinstrumente, sonstigen individuellen Klängen, sogar Kinderstimmen und alles im Einklang mit dieser verträumten, eindringlichen Stimme und Gesang, die sich wie ein verschneiter Winterabend auf dem weichen Fell vor dem Kamin anfühlt. Ein paar Songs (z.B. das mystische Intermezzo „(This is) Water“) lassen mich an die wunderbare Filmmusik des grandiosen österreichischen Films „Schlafes Bruder“ denken. Die Single „Heal“ an die zauberhaften Melodien der Irin Enya. Ein echter Genuss das durch zu hören. 

Cari Cari
Anaana

Die zwei jungen österreichischen Musiker und Bandgründer können einen ganz schönen Krach machen. Sehr gelungenen und mitreißenden wohlgemerkt. Davon kann man sich auf ihrem Debut Album und auch bei Konzerten vollends überzeugen lassen. Das macht ganz schön was her. Scharfe, dunkle Gitarre, die lautstark die Melodie schrammelt, nervös vibriert oder tongebend zupft. Zwischendurch kommt sogar ein Didgeridoo zum Einsatz, das den Songs noch mehr düstere Kraft und Intensität verleiht. Dazu passend die Stimmen mit Saloon Charakter, sehr bestimmend, manchmal nur geflüstert, gehaucht oder gar nur gepfiffen, ergänzt durch zischende und jaulende Laute von dem Duo, das sich dabei abwechselt bzw. optimal ergänzt.
Man spürt förmlich die alte Westernstadt und dessen angespannte Atmosphäre. Es verwundert auch nicht, dass sie sich als große Quentin Tarantino Fans outen, an ihn sogar ein Lied gerichtet haben. Deshalb darf auch die berühmte Maultrommel keineswegs fehlen. Bei einigen Songs sitzt man sogar direkt am Lagerfeuer und beobachtet die rundherum tanzenden Indianer, die sich mit ihrem signifikanten Heulen und Johlen aufs Jagdritual vorbereiten („Anaana“, „Mazuka“). Der beste „Western“ seit langem. Sehr coole Stimmung. Sehr starkes Debut.

Clara Luzia
When I Take Your Hand

Clara Luzia geht eigentlich auch immer. Ebenso stets ein Garant für spannende Songs. Die Sängerin mit hohen Songschreiber-Fähigkeiten, Hit Potenzial, viel Kraft und Variation in der Stimme und Wechselspiel zwischen hellen Balladen und harten rockigen Gitarren Nummern, was alles irgendwie den Duft von Amerika versprüht. Es ist mittlerweile schon das siebente Album dieser so fleißigen Musikerin aus Niederösterreich seit ihrem Debut 2006. Ihre vielen Singles überzeugen auf der ganzen Linie. Sie scheint überhaupt ein Talent dafür zu haben, besteht doch die Hälfte der aktuellen Platte daraus. Vor allem das dunkel flehende und leidenschaftliche „Survival“ ist ein ganz starkes, mitreißendes Liedgut. Oder das sehnsüchtige „When The Streets“ bzw. das ultracoole, rauhe und erdige „On The Street“. Zieht schon ordentlich rein und lässt nicht kalt. Eine fixe Größe, die wir nicht missen möchten.

Press Yes
On The Run

Ein neues Projekt, das aus der Nachfolge der Band Velojet resultiert. Eine gute Band, die mich immer in die großartige Beatles Musik zurückversetzt hat. Übrig geblieben sind Sänger René Mühlberger und die so vielseitige und höchst talentierte Musikerin und Multi-Instrumentalistin Marlene Lacherstorfer. Aus dem old-school Pop (und das sage ich als „alter“ old-school-Popper mit viel Respekt und Wertschätzung) ist ein modernerer, mehr elektronisch geprägter Stil geworden, an dem ich ebenso großen Gefallen finde. Nicht nur der Bandname steht für Optimismus, sondern auch die Grundstimmung ist generell sehr positiv, mit vergnügten Keyboard-Melodien und Gute-Laune-Musik. MGMT höre ich da ein bisschen heraus, sowohl in der Musik als auch im hallenden, etwas dumpfen Nachklang des Gesangs. Hohes Ansteckungspotenzial.

Like Elephants
Kaleidoscope

Im Großen und Ganzen sind sie dem Stil ihrer ersten, durchaus geglückten Platte treu geblieben. Ich mag diese Band. Vermutlich auch, weil mich ihre verzaubernde Musik zwischendurch immer wieder an The Cure erinnert. Ein Vergleich für den man sich keinesfalls genieren muss. Ganz im Gegenteil. Muss wohl an der klingenden Fender Gitarre liegen, die immer wieder auftaucht und den großen Briten in manchen Sequenzen verdächtig nahe kommt. Die verspielten, sehr präsenten Synthesizer klingen auch etwas nach den Wombats, allerdings mit weniger Tempo. Märchenhaft verträumte Melodien und Gesang. Stets mit einem dämpfenden Schleier versehen. Sehr schöner, in Watte gepackter, leicht zugänglicher Dream-Pop, der alles andere als „Elefanten“ im Musikladen.

Avec
Heaven/Hell

Über diese wunderbare Stimme und schöne Musik und meine Empfindungen dazu, hatte ich an dieser Stelle unlängst schon einen eigenen Blogeintrag verfasst (23.11.2018)

  

Zudem freu ich mich demnächst auf die Alben von:

Pauls Jets
All Songs bisher

Eine dieser speziellen Neu-Entdeckungen dank FM4, die diese jungen Musiker gerade ein bisschen gepusht und beim Geburtstagsfest in der Ottakringer Brauerei auftreten haben lassen. Die Vorboten zum Debut sind so herrlich rein und unberührt, unschuldig und süß, wie ein Altwiener Zuckerlgeschäft mit stilvollen Holzregalen und großen Gläsern gefüllt mit bunten Bonbons in den schönsten Farben und Formen.

Destroyed But Not Defeated
Deluxe Redux

Auf ihr neues Album, das soeben präsentiert wurde bin ich auch gespannt. Eine Band, die gleichfalls stets mit starkem, solidem, handfestem und sehr Gitarren-lastigem Indie-Rock aufwarten kann. Die für diese Band eher untypisch sanfte Vorab-Single „Never Afraid“ ist sensationell schön.

 

Da ist sicher etwas dabei für euch, um die heimische Indie Szene weiter auf- und hochleben zu lassen...!

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