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SUEDE IS NEVER DEAD

Mit Suede schau ich rauf in den Himmel, beruhige mich und das Leben ist nicht einsam, sondern golden...

Sie waren eine unverrückbare Größe in der goldenen Britpop Ära in den 90er-Jahren und doch stets etwas im Schatten der beiden mächtigen Blur und Oasis, dessen Duell um den Thron von den Musikmedien befeuert und zum Kampf "working class against upper class" hochstilisiert wurde.

Während diese beiden berühmten Bands eine grandiose Single und auch Alben nach dem anderen auf den Markt brachten, bedeuteten Suede (und auch Pulp und einige andere formidable britische Bands) die perfekte Alternative oder (noch besser) Ergänzung dazu.

Ihre selbstverständlich Indie-gitarrenlastige Musik war an Intensität nicht zu überbieten und sehr speziell. Das Charisma dieser Neuankömmlinge und Verbreitung dieser romantisch sehnsüchtigen Stimmung mit sehr durchdringenden und berührenden Songs wie „So young“, „Animal Nitrate“, „New Generation“, „Beautiful Ones“, „Saturday Night“ u.v.m., begeisterte und eroberte die Indie Gemeinde im Sturm. Brett Andersons dramatischer, flehend hoher Gesang und Bernhard Butlers gekonntes Gitarrenspiel verliehen diesen fein strukturierten Popsongs eine ganz eigene, markante Note.

Und auch trotz des Schattens, blühten und gediehen sie eine ganze Weile auf sehr hohem Niveau und produzierten einiges an großartigem Material. Selbst der spätere Verlust des talentierten Gitarristen und den zwischenzeitlichen Entzug des Sängers, der dem ausschweifenden Leben in der Londoner Musikszene Tribut zollen musste, konnte sie vorerst nicht aufhalten.

Ich habe diese Band und ihre seelenvolle Musik immer geliebt, ist mir immer sehr nahe gegangen. Hab mich damals in meiner sportlichen Legionärszeit sogar durch die italienische Landschaft, Kleinstädte und Dörfer durchgeschlagen, um sie in einem kleinen Club in Nonantola (nahe Modena) live sehen zu können. Und natürlich nicht bereut. Ein aufregendes Erlebnis, an das ich gerne zurück denke.

Ebenso aber auch unvergessen jener Abend, der mich nach einer Veranstaltung am Heimweg noch einen kurzen Sprung ins gute alte Chelsea führte, um mir noch ein kleines Guiness zu genehmigen, bevor ich die geliebten Lichter der Großstadt hinter mir lassen musste. Am DJ Pult hing provisorisch ein Zettel auf dem mit schwarzen Edding folgender Text gekrixelt war: „TONITE: SUEDE Special wegen Band split“.
Mich traf es wie ein Blitz, war den Tränen nahe, musste mich auf einem Barhocker lehnen und starrte auf den hässlichen Zettel. Ich war selber überrascht über meine Reaktion und Traurigkeit. Bands kamen und gingen in meinem Leben, aber das war ein kleiner Schock mit viel Wehmut.

Sei’s drum. Jahre später passierte ohnehin etwas in der Musikszene nicht unübliches. Die Reunion wurde 2013 Wirklichkeit und war schwer in Ordnung. Eine gute neue Platte und darauf folgte das letzte Wien Konzert, ein weiteres, nicht ganz erwartetes Highlight mit dieser Herzens-Band. Im Verbund mit sehr lieben Freunden, mit denen man nicht nur wunderbar die Leidenschaft zu dieser Musik teilen kann und ein ganz hervorragender Gig. Eine richtig schöne und ausgelassene Zeitreise. Nostalgie ist nichts Schlechtes. Und eine dieser Nächte, in denen der Alltag und andere Störfaktoren keinen Millimeter Spielraum haben, der Kopf kurzzeitig ganz frei wird.

Und nun liegt abermals ein neues Album dieser feinen Band vor mir, verwöhnt und streichelt meine Gefühlslage. „The Blue Hour“. Ganz klassische Suede Nummern wechseln sich mit kleinen Symphonien ab. Mit ganzem Streichorchester im Einsatz, das immer wieder von den scharfen Gitarren durchdrungen wird. Dazu einige kurze Einspieler von Szenen eines Fernseh-Kitchen-Sink-Dramas oder dergleichem. Brett Anderson mit gewohnt gefühlvollen, tiefgehenden, dramatischen Gesang. Fast wie ein Musical oder kleine Rock-Oper. Melodramatisch. Dieses Konzept soll auch Grundlage gewesen sein. Gelungen und hörenswert.

Und eine extrem feine Single „Life Is Golden“, die mich wieder an all das erinnern hat lassen. Schön ist das. Hört euch dieses Lied einmal an. Es wird euch berühren. Zumindest Teile davon. Ob Brett Andersons sehnsüchtiger Gesang, die melancholische Melodie, die sanften Streicher, die jaulende Gitarre, das verlassene Szenario im Video, der wunderbare Refrain oder der fabelhafte Text... den ich hier einfach dazu stellen möchte...viel Vergnügen beim Schwelgen...

 

"Life Is Golden"
(feat. City Of Prague Philharmonic Orchestra)

The same blood runs through your veins
The same strange way of talking
The same thoughts sink through your pillow
The same crooked smile

You're not alone, look up to the sky and be calm
You're not alone look into the light and be heard
You're never alone, your life is golden golden

The same blood runs through your veins
But you have the light of your mother
She holds her love to her tender breast

You're not alone, look up to the sky and be calm
You're not alone look into the light and be heard
You're never alone, your life is golden golden

You're not alone when the world puts all the winter in you
Not alone, I'm there in the words that you use
You're never alone, your life is golden golden

And they won't love you tonight
Clap along to the resurrection
Carve your name in my tender skin
With your beautiful words
With your beautiful words

You're not alone, look up to the sky and be calm
You're not alone look into the light and be heard
You're never alone, your life is golden golden

You're not alone 'cause the same thoughts I have in my head
You're not alone with the city wind in your hair
You're never alone, your life is golden golden

 

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