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INDIE ANTHEMS 2017

Von den tausenden aktuellen Songs 2017, veröffentlicht als Singles, B-Sides, Re-Issues oder einfach nur auf Alben, hab ich wohl nur einen kleinen Bruchteil gehört und noch weniger davon tatsächlich bewusst wahrnehmen können. Aber immer noch genügend und sehr viele, die mich begeistert und berührt haben... Und bei jedem kristallisieren sich dann wohl so die eigenen persönlichen Favourites heraus, die so sehr gefallen, ins Ohr, unter die Haut oder manchmal sogar direkt ins Herz und kaum aus dem Kopf gehen. Sich einbrennen wie ein angenehmes Verwöhn-Programm und richtiger Genuss, welcher Art auch immer. Die einfach Freude und Spaß bereiten, positive Emotionen und Gefühle erzeugen, uns in oder zur Bewegung bringen, uns aufheitern und gute Laune machen und zuweilen sogar vergnügt mitsingen lassen...

 

Jeder hat da seine eigenen Lieblingslieder und das ist auch gut so...

 

Folgend meine aus diesem Jahre und die Auswahl war wenig überraschend sau-schwer, vor allem nach den ersten Top Plätzen, die doch ziemlich schnell vergeben waren...

 

IndieKid19’s Top Ten:

 

  1. Day I die/ The National (from „Sleep Well Beast“)

    Mein absoluter Lieblingssong 2017! Hat mich wie ein Blitz getroffen. Wunderbare Nummer. The National vermögen es immer wieder, uns mit ganz besonderer Musik zu überraschen. Wie mit dieser großartigen Single. Ein grandioses Gitarrenriff, das den Refrain ersetzt und ganz tief eindringt. Als wiederkehrendes zentrales Element, das man jedes Mal schon ungeduldig und sehr freudig erwartet. Und Matt Berninger wieder mal in Bestform, sucht bewegend nach Antworten mit seinem unfassbar schönen Timbre. Unverkennbar. Unvergleichlich. Berührende Melancholie, der feinsten Sorte, in diesem Fall noch druckvoller und eindringlicher.

  2. I dare you/ The XX (from „I See You“)

    The XX sind mit diesen so schönen Liedern und Melodien einfach nur stets willkommener Seelenbalsam. Sanft, aber bestimmend und vehement hämmert der Drumcomputer im Hintergrund begleitet von vollen, die Melodie bestimmenden Gitarren und Synthesizer Klängen. Und wie so oft das wunderbare Wechselspiel der beiden so verträumten Stimmen der beiden Ausnahme-Musiker. „I can hear it now, like I heard it then“. Genauso ist es, genauso empfindet man das. Auch nach oftmaligen Hören, auch nach längerer Zeit. Ein sehr besonderes Stück Musik mit schönen Erinnerungen und Empfindungen, die sich einfach weigern zu verblassen.

  3. Apocalypse/ Cigarettes after Sex (from the self titled Debut Album)

    Schwerfällig und gequält wummern Bass, Schlagzeug und Gitarre als Begleitmelodie, während uns Greg Gonzales mit seiner außergewöhnlichen Stimme sanft und berührend, mit Sehnsucht nach Erlösung, den Liebeskummer und Weltschmerz ins Ohr flüstert. Wobei sich mit dem wundervollen Refrain dann doch noch ein Hauch von Zuversicht und Trost einstellt. Sehr berührend. Erzeugt eine ganz besondere Stimmung und Atmosphäre. Davon kann man niemals genug kriegen...“and you just can’t say Goodbye“...

  4. Feel it still/ Portugal the Man (from „Woodstock“)

    Wen diese Nummer nicht sofort das Tanzbein jucken oder andere Körperteile bewegen lässt, der muss strikter, überzeugter Rhythmus-Atheist sein. Erinnert sofort an den beschwingten Sixties Swing mit den stampfenden Beats vom Bass und wilden Bläsern. Als die Anzüge noch sehr eng, die Kleider sehr kurz und die Frisuren hochgesteckt waren. Und man sich ausgelassen verrenkend und leidenschaftlich tanzend dieser Musik hingegeben hatte. Super Musik, super Falsett, super Refrain, vereint in diesem sehr animierenden Lied. Zackig. Flott. Fröhlich. Eingängig. Perfekt für jede Party. Perfekt für jede Tanzfläche. Und trotzdem alles andere als ein plumper Hit (wie auch die vorzügliche ganze Platte unterstreicht).

  5. Home is a question mark/ Morrissey (from „Low In High School“)

    Good old Moz ist back. Und wie! Sehr feiner Song. Morrissey sehr getragen und gefühlvoll beim Wehklagen, wie eh und je. Bis sich der Song am Schluss sentimental erhebt und mit Streichorchester eine euphorische Auferstehung feiert, die von Melodie und Stimmung an das großartige „Everyday is like Sunday“ erinnert. Wer, außer meinem geliebten Morrissey könnte so herzergreifend fragen: „...if I ever find home...if I ever get there, would you meet me?...how many times I have saved myself...?“

  6. Little Dark Age/ MGMT (from the forthcoming „Little Dark Age“)

    Die neue Vorabsingle dieser so ganz eigenen Indietronic Band, der beiden experimentierfreudigen New Yorker Musiker, von der wir schon länger nichts mehr gehört hatten. Ein echter „Grower“, wie man so schön sagt. Wird mit jedem Male hören immer besser. Richtig gut. Hoher Suchtfaktor. Möglicherweise auch verbotene Substanzen mit im Spiel. Monoton, aber echt hypnotisierend, diese flirrenden und klirrenden Synthesizer gemeinsam mit der computerverzerrten blechernen Stimme und entrücktem Gesang. Wenn man die Augen dazu schließt, findet man sich in einem düsteren Indie Club auf einer nebelverhangenen, schwach ausgeleuchteten Tanzfläche mit grellen Lichtblitzen wieder. Sehr psychodelisch, aber wahrhaft gut.

  7. Tease/ Farewell dear Ghost (from „Neon Nature“)

    „Viva la Vida“ made in Austria. Sehr feine Nummer der ausgezeichneten heimischen Gitarren-Indie-Combo mit den großen Gesten. So auch hier. Im idealen Zusammenspiel mit der wunderbaren Avec als Gast-Sängerin. Langsamer, behutsamer und gefühlvoller Aufbau mit vibrierenden U2 Gitarren (man denke an das zeitlos geniale „Bad“), der letztlich hymnische Entladung am Höhepunkt mit bestens bewährten Sing-along und euphorisierender Gitarrensektion, der Marke vorangeführter Iren oder auch Coldplay bzw. Arcade Fire, findet. Geht echt unter die Haut- Stimmen, Stimmung, Melodie, Gipfel. So ein schöner Song. Und das aus Österreich. Stolz. Zu Recht.

  8. I Promise/ Radiohead (from the Re-Issue „OK Computer“)

    Ein Lied, das ursprünglich für das bereits vor genau 20 Jahren erschienene Jahrhundert Album „OK Computer“ geschrieben wurde, es aber überraschenderweise doch nicht auf die Platte geschafft hatte. Der damalige grandiose Stil von Radiohead ist unüberhörbar und unüberspürbar. Traurig, fast schon verzweifelt und doch so schön und ergreifend, fleht Thom Yorke sentimental und leidenschaftlich mit seiner unvergleichlichen Stimme seine Versprechen ins Mikrofon. Mit der einfachen, aber sehr wirkungsvollen Melodie der Akkustikgitarre, Schlagzeug und Streichern dieses Stückes, das wahrlich ein verborgener und nun endlich entdeckter Schatz werden durfte.

  9. Going Backwards/ Depeche Mode (from „Spirit“)

    Eine der besten Nummern, nicht nur auf der durchaus guten aktuellen Platte, sondern generell aus der Neuzeit von Depeche Mode. Die dröhnenden Synthesizer zischen und hämmern rhythmisch aus den Lautsprechern. Und keiner kann diesen eindringlichen Sound besser begleiten als der charismatische Dave Gahan. Der Mann mit so viel Coolness und Sex in seiner Stimme und Gesang. Damit dem Lied wieder einmal einen ganz eigenen und besonderen Charakter verleiht. Das zieht richtig rein. Depeche Mode eben. Hat knapp den Vorzug gegenüber der, auch unter die Haut gehenden, Null + Void- Single „Where I wait“ mit Dave Gahan, bekommen. Eben nicht Depeche Mode, aber trotzdem auch sehr stark.

  10.  TINSELTOWN SWIMMING IN BLOOD/ Destroyer (Single)

    Mit so vielen weiteren guten einzelnen Nummern wurden wir in diesem Jahre in ausgewählten Radiosendern (ich sage nur: Efem vier) ausreichend verwöhnt. Safari „Little Boy“, Temples „Strange or be forgotten“, Giant Rooks „New Estate“, Calexico „End of the world with you“, LCD Soundsystem „Call the police“, Rostam „Bike Dream“, Declan McKenna „The Kids don’t wanna come home“, Alterno Boy „Oh Leonce“ (auch aus Österreich!) oder unsere Shout out louds u.a. mit „Jumbo Jet“....um nur einige beispielhaft anzuführen...
    Stellvertretend dafür hab ich mich für diese Single mit den ganz klaren 80er Anleihen dieser kanadischen Indie Band entschieden. Könnte auch von den Pet Shop Boys oder New Order sein. Mir gefällt diese wehmütige, tiefe Stimme und sehnsüchtiger Gesang zum Retro-Synthie-Pop, die immer wieder in diesen berührenden Blasinstrument-Tönen (klingt wie Oboe oder so?) mündet und seinen schaurig-schönen sentimentalen Höhepunkt findet. Melancholie und Nostalgie. Angenehme Gefühle macht das. „I was a dreamer...“ Genau. Ich bin es nach wie vor und werde es bei dieser Musik wohl bleiben... 

Nächste Woche abschließend noch meine Top Ten Alben 2017

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